Blue Balls Festival: Ein Multievent mit vielen Sparten

An 135 Events werden nationale und internationale Stars, Newcomer und junge Talente präsentiert. Auch wenn die Stars jedes Jahr wechseln: Was bleibt, ist das unvergleichliche Ambiente rund um das Luzerner Seebecken mit dem KKL, dem Pavillon Openair und den Late-Night-Shows im Hotel Schweizerhof.

Auch dieses Jahr werden vom 20.-28. Juli wieder rund 100'000 Besucher erwartet.

Stephan Eicher

Stephan Eicher holte sich seine Credibility noch zu NDW-Zeiten, als er mit Grauzone 27 Jahre vor Knut ein Eisbär sein wollte. Sein Song hat überlebt und er selbst auch - was man ja von Knut nicht sagen kann. Seit den 80er-Jahren kam nur noch Gold aus dem bilinguen Kehlchen, nebst ganz viel Zigarettenrauch. Heute raucht Stephan Eicher nicht mehr, ist aber nicht weniger boheme, was er mit der Zusammenarbeit mit dem besten Texter der Schweiz, Martin Suter, bewiesen hat. 2006 eröffnete er das Blue Balls und präsentierte damals zum ersten Mal zwei neue Songs aus seinem damaligen Album «El Dorado». 2010 erschien die Electro Mini LP «Spielt Noise Boys», die stark an Grauzone-Zeiten erinnert.

Antony and the Johnsons

In die Hitparade kommt inzwischen jeder dahergelaufene Coiffeur. Wo also liegt die Herausforderung von wahren Künstlern? Genau, in der Eigenständigkeit. Und die propagieren die Johnsons mit Antony Hegarty, dem Sänger, den der liebe Gott mit einem unverkennbaren Organ gesegnet hat. 2005 gastierten Hegarty und seine Mannschaft erstmals am Jazz Festival in Montreux, dann nochmals 2009, um sich dann ins Studio zurückzuziehen, um 2010 erneut eine Platte rauszubringen. Und jede einzelne ist ein Gesamtkunstwerk.

Kaiser Chiefs

«Oh My God» war das Erste, was die Kaiser Chiefs von sich hören liessen, was aber vorerst niemand hören wollte. Erst mit der zweiten Single «I Predict A Riot» schafften sie den Durchbruch. Dies wiederum katapultierte die Debüt-Single in die britischen Top Ten. Das war 2005. Gerade rechtzeitig, um auf der britischen Indie- Rock-Welle ganz zuoberst mitzureiten. Doch während andere Brit-Coolbands untergingen, schafften es die Kaiser Chiefs mit dem zweiten Album, ihrem Erstlingshype einen draufzulegen. Die eingängige Single «Ruby» wurde gar zu einem der beliebtesten Radiotracks des Jahres 2007. Mittlerweile ist das vierte Album draussen.

The Heavy

Auch wenn es die Band schon seit den 90er-Jahren gibt, nahmen die Freunde Kelvin Swaby und Dan Taylor ihr erstes Album erst 2007 auf. Im selben Jahr erschien auch ihr Debüt- Album «Great Vengeance And Furious Fire». Im Jahr darauf wurde es auch in den USA veröffentlicht und sie traten unter anderem bei South by Southwest auf. Knapp zwei Jahre später erschien ihr zweites Album «The House That Dirt Built», das ihnen in den Staaten den Durchbruch brachte. Ihren Song «How You Like Me Now», der auch schon in Filmen verwendet wurde, haben auf Youtube bereits 5 Millionen angeguckt. Der Geheimtipp des Sommers. Unbedingt hingehen.

Kutti MC

Kutti MC ist preisgekrönt und wird von hüstelnden Kulturkritikern in den Feuilletons ebenso gefeiert wie von betrunkenen Teenies am Openair. Jürg Halter heisst der Antistar eigentlich, aber alle nennen ihn nur Kutti. Berns Bahnhofshallen-Poet jongliert mit den Worten. Er tut das aber nicht aggressiv, wie früher Gimma, oder schenkelklopfend wie Bligg. Bei Dichter und Zungenartist Kutti MC dominiert der gemächliche Flow sowie die feinen Beobachtungen. Und die Reime pieksen ins Ohr, wie Kaktusstacheln.

 

(li/sommerguide.ch)